Studie zeigt: Lockdown nicht nur überflüssig, sondern schädlich. Japan als Gamechanger
Vergessen Sie Schweden.
Die Studie aus Japan, die wir heute besprechen, ist nach unserer Ansicht ein absoluter Game-Changer. Denn sie zeigt, dass ein Lockdown vollkommen überflüssig ist, stellt also die Erkenntnisse bereit, die wir im März noch nicht hatten.
Zunächst die Daten für Japan: Die Entwicklung von Fallzahl und der Anzahl an COVID-19 Verstorbener ist in den beiden folgenden Abbildungen dargestellt:
In Japan gab es zu keinem Zeitpunkt einen Lockdown.
- Arbeitsplätze blieben geöffnet;
- Öffentliche Verkehrsmittel fahren wie eh und je;
- Das soziale Leben ist in keiner Weise eingeschränkt;
- Restaurants, Fitness-Studios etc. blieben geöffnet;
Das öffentliche Leben hat in diesem Jahr in Japan weitgehend ungestört von SARS-CoV-2 funktioniert.
Allein das ist bereits bemerkenswert.
- Vom 26 Mai bis zum 25 August wurde 615 Angestellten eines Tokyoer Unternehmens mindestens eine Blutprobe entnommen, 350 Angestellten davon wurden zwei Blutproben entnommen.
- Für alle Angestellten wurden IgM und IgG-Antikörper getestet. IgM ist die – wenn man so will – schnelle Eingreiftruppe, die von IgG abgelöst wird.
- Die Verteilung der Angestellten nach Geschlecht und Alter entspricht in etwa der Verteilung in der Bevölkerung Tokyos.
- Die Art der Arbeitsorganisation verhindert, dass die Angestellten in intensiven Kontakt mit einander kommen.
- Alle Angestellten sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gefahren.
- Alle Angestellten, die an der Studie teilgenommen haben, sind asymptomatisch. Wer Fieber, Husten etc. hatte oder im Beobachtungszeitraum entwickelt hat, wurde ausgeschlossen.
- Die Studie liefert somit einen Anhaltspunkt darüber, wie verbreitet SARS-CoV-2 tatsächlich ist und wie verbreitet Immunität gegen SARS-CoV-2 ist.
Das Ergebnis der Studie ist … sehen Sie selbst:
Keiner der Angestellten ist an COVID-19 erkrankt.
- offenkundig hat die leichte Verbreitung, die SARS-CoV-2 in Tokyo im Besondern und Japan im Allgemeinen findet, engen Wohnverhältnissen und überfüllten Bussen und Bahnen, dazu geführt, dass ein großer Teil der Bevölkerung Antikörper entwickelt hat und damit die Dauer der Epidemie verkürzt werden konnte. Tatsächlich gehen Hibino et al. davon aus, dass Herdenimmunität in Japan entweder bereits erreicht wurde oder kurz bevor steht.
- Lockdowns zögern nicht nur die Verbreitung von SARS-CoV-2 hinaus, sie verlängern auch die Zeit, in der sich Angehörige der besonders gefährdeten Gruppen anstecken können. Irgendwie ist es in Japan gelungen, alte Menschen und Angehörige der Risikogruppen zu schützen und dennoch für eine schnelle Verbreitung des Virus zu sorgen.
- Weshalb die Sterberate in Japan so gering ist, ist eine Frage, deren Antwort wir mit Spannung erwarten. Möglicherweise hat das verbreitete Tragen von Masken zur positiven Entwicklung beigetragen, denn wenngleich Masken keinen guten Schutz vor Ansteckung bieten, so sind sie doch in der Lage, die Virenlast zu reduzieren, so dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, einen milden oder asymptomatischen Verlauf zu nehmen. Natürlich fallen einem bei der Suche nach den Faktoren, die dieses erstaunliche Ergebnis für Japan erklären, auch kulturelle Unterschiede, z.B. in der Ernährung ein. Was es damit auf sich hat, bleibt weiterer Forschung vorbehalten. Auch ein besseren immunologisches Gedächtnis, z.B. weil möglicherweise Coronaviren in Japan weiter verbreitet sind als anderswo, und das Immunsystem entsprechend auf SARS-CoV-2 vorbereitet ist, könnte eine Erklärung für die viel geringere Sterberate in Japan sein, so wie immer die Möglichkeit besteht, dass in Japan ein harmloserer Stamm von SARS-CoV-2 unterwegs ist, wenngleich das eher unwahrscheinlich ist.
Die folgende Visualisierung der Stärke der Maßnahmen, die in Japan gegen die Verbreitung von SARS-CoV-2 ergriffen wurden, im Vergleich zu Deutschland, Italien, Spanien usw. haben wir auf Basis des COVID-19 Government Response Tracker der University of Oxford erstellt.
Hibino, Sawako, Hayashida, Kazutaka, Ahn, Andrew C. & Hayashida, Yasutaka (2020). Dynamic Change of COVID-19 Seroprevalence among Asymptomatic Population in Tokyo during the Second Wave.MedRxiv
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