- Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin
- dpa/ Britta Pedersen)
In seinem täglichen NDR-Podcast zur Corona-Krise sagte Drosten, er habe eine E-Mail bekommen, in der er persönlich für den Tod des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer verantwortlich gemacht werde. Damit sei die Grenze einer vernünftigen Diskussion überschritten. Wenn das nicht aufhöre, müsse die Wissenschaft in geordneter Weise den Rückzug antreten.
Er selbst habe es zuletzt schon vermieden, sich im Fernsehen zu zeigen. In Talkshows werde immer noch versucht, Konflikte zwischen Wissenschaftlern zu schüren und zu überzeichnen. Noch sei das Wohlfühlniveau in Deutschland offenbar noch so hoch, dass medial versucht werde, gesellschaftliche Unzufriedenheit zu befördern. Er fühle sich dabei immer unwohler, betonte Drosten, denn dieses Wohlfühlniveau in der Gesellschaft werde in den kommenden Wochen nicht so bleiben.
Drosten kritisierte, in den Medien würden Forscher immer mehr als Entscheidungsträger dargestellt. Virologen und anderen würden Dinge angehängt, die nicht stimmten. In Zeitungen würden er und andere Wissenschaftler in Karikaturen dargestellt. Dabei werde ihm schlecht, meinte der Virologe von der Berliner Charité. Drosten hob hervor, kein Wissenschaftler wolle politische Entscheidungen treffen. Dafür hätten sie kein demokratisches Mandat. Politiker müssten eine Gesamtschau einnehmen und die Ergebnisse der unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen berücksichtigen.